RSA 2005


Paraxerus cepapi (juv.) as found on my arrows   © Falk 2005

Ja, was soll man dazu sagen, wenn man nach Hause kommt und auf den Pfeilschäften liegt ein sehr junges Hörnchen!?! Die Schäfte hatte ich über ein Schränkchen gelegt, so daß die geschärften Broadheads auf der einen Seite und die Befiederung auf der anderen Seite, ohne irgendeinen Kontakt, frei in der Luft hingen. Wie kommt der kleine Kerl, der noch nicht einmal die Augen auf hatte, dort hin??? Mir fallen nur zwei Erklärungen ein:
  1. Die Hörnchenmutter ist mit ihren Kindern – durch mein Dachgebälk – umgezogen und hat ihn dabei fallen lassen!?
  2. Die schwarze Putzfrau hat hier irgendeinen Woodoo-Zauber an mir ausprobiert!?
Paraxerus cepapi, juv.   © Falk 2005

Nachdem ich schnell diese Fotos geschossen hatte habe ich mich bemüht seine Familie zu finden. Da sich das "Keckern" der Hörnchen recht gut nachahmen läßt, habe ich es damit einmal versucht. Kaum getan flitze auch tatsächlich ein erwachsenes Tier im großen Baum neben meinem Chalais durch das Geäst! Ich habe den kleinen Kerl dann in etwa 4 m Höhe in eine Astgabel gelegt – verbunden mit der Hoffnung, die Alte möge mich dabei beobachtet haben und ihn abholen kommen nachdem ich verschwunden bin. Tatsächlich war er am nächsten Morgen nicht mehr da! Ich hoffe also, es hat geklappt!

Paraxerus cepapi, juv.   © Falk 2005

Nun spricht aber auch einiges für die zweite der obigen Möglichkeiten, denn am nächsten Morgen hatte ich bei der Jagd ein interessantes Erlebnis:
Kurz nach Sonnenaufgang pirschte ich mich vorsichtig an ein Wasserloch heran. Ich suchte mir eine natürliche Deckung, um mich zu verstecken und auf Wild zu warten. So hockte ich also hinter einem Haufen aufgeworfenen Dornengestrüpps, der vielleicht drei Meter lang und einmeterzwanzig hoch war und mir nach vorn einige Deckung bot. Stehend hätte ich gut darüber hinwegschießen können. Ich sitze kaum 10 min. still, da nähern sich Impalas! Ich erhebe mich langsam, um einen Pfeil zu nocken und in Position zu gehen, noch bevor sie zu nah heran sind, um mich dabei zu bemerken. Es werden immer mehr! Etwa 30 Stück kommen auf breiter Front aus dem Busch in das relativ freie Gelände vor mir. Sie sind noch etwa 80 m weit weg. Der Wind bläst stetig in meine Richtung, gut so! Sie nähern sich langsam äsend und scheinen es nicht besonders eilig zu haben an das 50 m links von mir gelegen Wasserloch vorzudringen. Jetzt heißt es extrem vorsichtig sein. Mit etwas Glück würden sie nah genug für einen Schuß an mir vorbeiziehen – darauf mußte ich warten. Ich warte also. Minuten vergehen. Fünf oder sechs weibliche Tiere, die zu dieser Jahreszeit alle kurz davor stehen ihre Kitze zu setzen, machen den Anfang und nähern sich dem Wasser. Jetzt habe ich sie also links von mir am Wasser, vor mir und leicht rechts von mir. Sechszig der wachsamsten Augen in weniger als 50 m Entfernung, umzingeln mich langsam und engen meinen Spielraum immer weiter ein! "Don't move a muscle" sage ich mir immer wieder! Aber nach 30 min., mit Pfeil auf der Sehne, steht es sich schon sehr unbequem! Ich fange an mein Gewicht von der einen Seite auf die andere zu verlagern – immer hin und her, gaaanz langsam. Dann paßiert es! Eine Impala wird mißtrauisch! Sie hat eine kleine Bewegung von mir aufgeschnappt! Sie Schnaubt! "Jetzt sind sie weg!" denke ich. Aber nein, man schenkt ihrer Warnung nur wenig Aufmerksamkeit! Ich darf jetzt nicht einmal mit den Augen blinzeln! Sie schnaubt und stampft mit dem Vorderfuß! Alle kucken kurz auf – sehen mich nicht – äsen weiter. Besonders die Böcke scheinen sich wenig zu kümmern und einer kommt langsam immer näher. Er ist höchsten 30 m entfernt aber noch von einem Gebüsch verdeckt. Ich überlege, welche Chancen ich habe, sollte er auf die andere Seite kommen, mit all den Augen um mich herum und den mittlerweile drei weiblichen Impala, die sich nun nebeneinander aufgebaut haben und alle stur in meine Richtung blicken! "Du hast keine Chance!" sage ich mir und verharre weiter in meiner mittlerweile äußerst unbequemen Haltung. Da paßiert es!
Ein Hörnchen kommt von rechts und springt in das Gestrüpp, hinter dem ich mich zu verbergen versuche. Es hüpft geschickt auf den trockenen Dornenästen herum und setzt sich einen Meter (!) von meinem Gesicht entfernt auf den obersten Ast meiner Deckung und schaut mich an! Es ist eine säugende Hörnchenmutter, ihre Zitzen treten deutlich aus dem Fell hervor! Da sitzt sie nun, direkt in der Sichtlinie zu den sehr skeptischen Impala 45 m vor mir. Auch das Hörnchen ist sehr nervös und zuckt ständig mit seinem aufgebauschten Schwanz umher! Außerdem kaut es trocken mit dem Unterkiefer! Es ist sich nicht sicher wen oder was es hier vor sich hat. "Jeden Moment wird es mich durchschaut haben", denke ich, "und sein warnendes Keckern hören lassen und die Sache hat sich ...!" Aufgeregt zappelt es vor mir hin und her und her und hin. Die Impalas beobachten es genau! Für sie ist es der vorgeschobene Sicherungsposten, der den "fraglichen Gegenstand" jetzt aus nächster Nähe unter die Lupe nimmt.
Ich schließe langsam die Augen zu einem Schlitz, um mich nicht durch Blinzeln zu verraten. Öffne sie aber etwas später wieder, weil es mir auch Freude macht, das Hörnchen aus dieser geringen Distanz zu beobachten – und "die Impala sind eh gleich weg!" Aber, für mich überraschend gibt das Hörnchnen keinen warnenden Ton von sich – nein – es bereitet sich zum Sprung vor! "Gleich huckt sie Dir auf die Schulter!" denke ich. Noch etwas korrigieren und sie springt – nee, nun doch nicht! Jetzt klettert sie nach links unten davon, dreht sich auf dem Boden noch einmal nach mir um und ist bald verschwunden. Sagenhaft!
Nun sind auch die mißtrauischen Impala beruhigt. Wenn das Hörnchen nichts gesehen hat, dann ist da auch nichts! In der Zwischenzeit waren etwa 2/3 der Tiere am Wasser gewesen und die restlichen folgten jetzt auch. Nach dem Trinken zogen sie sich in Gegenrichtung wieder zurück ohne nahe an mir vorbeizuziehen. In 60-80 m Entfernung standen sie locker aufgelöst unter Büschen oder ästen ruhig. Ich hatte jetzt über 1 1/2 Stunden unbewegt dagestanden! Den Bogen immer leicht von mir weg und den Pfeil mit dem Finger auf dem Schelf haltend. Da in dem Bereich vor mir auf wenigstens 20 m keinerlei Deckung vorhanden war, war überhaupt nicht daran zu denken, den Impala nachzusetzen. Ich war am Ende!
Alle Muskeln taten mir weh! Ich hätte so auch gar nicht mehr schießen können! Ich mußte mich hinknien und erst einmal strecken. Paraxerus cepapi   © Falk 2004 Ich habe dann langsam den Ort in Richtung des nächsten Weges verlassen, um mich wieder von meinem PH einsammeln zu lassen. Die Impala haben mich dabei natürlich gesehen und waren schnell verschwunden.
Einen Schuß auf einen prächtigen Impala, der in 25 m Entfernung leicht "quartering away" geradezu perfekten dastand, mußte ich bei der geschilderten Geschichte "sausen" lassen, da in jenem Moment einfach zu viele Augen auf mich gerichtet waren. Aber das hier geschilderte Erlebnis gehört für mich zu den schönsten Momenten der gesamten Reise überhaupt! Auch und gerade wegen des Hörnchens!


Paraxerus cepapi