Um es vorwegzunehmen: Dies ist kein Test aus der jagdlichen Praxis – der soll aber bald nachfolgen. Hier möchte ich lediglich meine ersten Eindrücke von dieser neuen Jagdspitze schildern und das was mir dabei so aufgefallen ist!
Jeder, der dieses Forum studiert hat wird den Markus kennen – zumindest dem Namen nach. Markus baut die SilverFlame's! Das alles in Deutschland! Im Handel erhältlich seit August 2003 – also recht neu in der Welt der Bogenjagd! Aber immerhin – es gibt einen Broadhead-Hersteller in Europa – sogar in Deutschland: Markus Groß – meinen Hut ab dafür! (Leider werde ich nicht von ihm gesponsort für diesen Artikel – vielleicht kommt das ja noch ...?!?) Hier kommen nun die Testkandidaten – drei Versionen SilverFlames der Nullserien-Produktion. Das Bild zeigt sie in ihrem heutigen, gebrauchten Zustand:
Der Name SilverFlame steht für eine ganze Broadhead-Serie. Allen gemeinsam ist der Körper (ferrule) in dem die einzelne Klinge mittels Torx-Schrauben fixiert ist. Grundsätzlich handelt es sich somit um einen Broadhead mit Wechselklinge – doch dazu später. Der Dural-Aluminium-Körper ist präzise gefräst und schwarz eloxiert. Am Übergang Klinge und dem vorderen Konus des Körpers ist kein nennenswerter Spalt zu entdecken – die Klingen passen s a u g e n d in den eingefrästen Schlitz! Keine Chance für Haare, Federn, Decke, Ethafoam etc. sich hier zu verfangen! Die Übergänge am Körper sind alle fließend. Sehr gut!
Die Klingengeometrie ist klassisch konvex und läßt zusammen mit der cut-on-contact Spitze eine gutes Penetrationsvermögen erwarten. Um das jeweilige Spitzengewicht zu erreichen hat der Hersteller die Vents mit dem Laser in die Klinge schneiden lassen – meines Wissens soll das aber bald mit dem Wasserstrahl geschehen, wodurch noch geringere Fertigungstoleranzen erzielt werden sollen. Die Verarbeitung ist bis auf einen kleinen kosmetischen Makel wirklich tadellos: an den Innenseiten der Vents hat der Laser bei dem einen oder anderen Exemplar etwas unsaubere Kanten hinterlassen (siehe Bild mit Schärfen) – that's all! Soweit es mein Setup betrifft ist das Flugverhalten der hier getesteten Varianten (140-0, 150-0, 165-0) sehr gut! Keinerlei planing! Kaum eine Geräuschentwicklung – ein ganz leichtes Zischen ("hissss") vielleicht – aber kein Pfeifen! Auch bei stärkerem Wind – selbst Querwinden – keine nennenswerte Beeinflussung des Pfeilfluges durch den Broadhead. Die Dinger fliegen wirklich wie Feldspitzen – auch ganz ohne Klappklingen! Die "übelsten" Gebrauchsspuren an einem SilverFlame-Broadhead (165-0) – nach etwa 150 Trainingsschüsse in Hochdruckballen aus (biologisch angebautem) Dinkel-Stroh sowie einen Papp-Stroh-Bauschaum-Blumendraht-Bären (ein Geburtstagsgeschenk meiner Frau!) und diversen schmale Holzlatten – sehen folgendermaßen aus (vergleiche Bild):
Die von Seiten des Herstellers wirklich rasiermesserscharfen Klingen sind jetzt natürlich stumpf – jagdlich gesprochen. Kleine Stellen an denen die Schärfe "umgenickt" ist zeigen an, wo der im Bären steckende Blumendraht getroffen wurde. Doch sind sie trotz allem immer noch um einiges schärfer, als manch einer seine traditionellen Spitzen "feilen" kann. Ein guter Stahl, dem scheinbar kaum beizukommen ist!
Der Klingenstahl ist verglichen mit anderen Produkten sehr hart und ließ eine gewisse Sprödheit erwarten. Trotzdem ist nur an einer einzigen Spitze (von 12 getesteten) der vorderste halbe Millimeter weggebrochen – und das nach Schüssen auf Holzlatten (siehe nachfolgendes Bild):
Man kann wohl davon ausgehen, das die 1.8mm starke Klinge auch bei Knochentreffern nicht einfach wegbricht. Sicher ist es auch sinnvoll die nadelfeine Spitze schon vor dem jagdlichen Einsatz etwas runder zu schleifen, um diesen Punkt zu stabilisieren und noch bessere Wirkung bei möglichen Knochentreffern zu erzielen. Nach all den bis jetzt gemachten Schußversuchen (etwa 1000 Schuß, kummulativ) ist nicht an einer einzige Spitze ein Lockerung der Torx-Schrauben festzustellen. Ehrlich gesagt, ich habe auch noch keine einzige zerlegt – warum auch? Vielleicht sind die Schrauben auch mit Loctite (o.ä.) gesichert – ich weiß es nicht! Jedenfalls ist die Schraubverbindung dauerhaft und klappert nicht. Sie ermöglicht dem Konstrukeur eine größere Diversität an Formen auf einfache Weise herzustellen. Und wenn man notfalls im Gelände aus zwei halb zerstörten schnell eine funktionierende SilverFlame machen möchte, kann man das tun – sonst sehe ich hier keine wirkliche Notwendigkeit jemals eine Klinge zu wechseln. Es gibt ja auch reichlich Material, um Nachzuschärfen ...
Zum Schluß die Frage: Was kostet der Spaß? Wenn ich mich hier nun etwas zu positiv und überschwenglich angehört habe sollte, dann liegt das wohl einfach daran, daß mich die SilverFlame-Broadheads – bis jetzt – 100%tig überzeugt haben! Außer ihrem hohen Preis kann ich nicht einen einzigen wirklichen Kritikpunkt anbringen – tud mir leid! Die sind einfach gut! Und ich denke, ich kann mir ein gewisses Urteil darüber erlauben, denn in meiner Broadhead-Sammlung befinden sich zur Zeit etwa 250 verschiedene Modelle – aus allen Epochen – ich habe also ein paar Stücke zum Vergleichen da ...
Der scharfe Einsatz im Busch steht also noch aus ... ist aber hoffentlich bald so weit! Vorab bleibt nur noch abzuwarten, was sich neues an Erkenntnissen aus dem Fernseher-Test ergibt ...
Nachtrag, 30 Mai 2004:
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