Gedanken (auch) zur Bogenjagd




Grundgedanke

Wird sind nicht mehr auf die Jagd per se angewiesen und müssen daher nicht um jedem Preis Beute machen. Wiewohl die Jagd Bestandteil der menschlichen Natur ist (wer etwas anderes sagt hat nicht verstanden woher wie kommen und wie die Natur wirklich funktioniert) und wir ihr nachgehen "müssen", brauchen wir nicht in jedem Fall erfolgreich gewesen zu sein, um unser Ziel zu erreichen denn, und das gilt hier ganz besonders:
    Der Weg ist das Ziel!
Diese Grundhaltung sollte es ermöglichen, daß gerade die, die mit wirklich traditioneller Ausrüstung (Selfbogen, Steinspitze etc.) jagen, NICHT vom Rest der Gemeinde als Spinner, Träumer, Verrückte oder sonst irgendwie mit abfälligen Bemerkungen eingedeckt werden. Im Gegenteil! Gerade ihnen sollte man die allergrößte Achtung entgegenbringen! Stattdessen versucht fast jeder den ihm und seinesgleichen verbliebenen Rest an Freiheit eifersüchtig zu verteidigen und sich unter Hinweis auf Argumente, die ihrerseits auf zweifelhaften Definitionen gründen (z.B. "Tierschutz"), sich unliebsamer Konkurenz schnellstmöglich zu entledigen. Ein ehrloses und erbärmliches Verhalten! Sollte ich mich auf diesen Seiten (unbewußt) selbst diesbezüglich schuldig machen, so bitte ich den geneigten Leser mich davon sofort per e-mail in Kenntnis zu setzen ...


Schluß mit dem Fortschritt?!

(Anmerkung: Den folgenden Text habe ich nicht nur bezüglich der Bogenjagd, sondern mit Hinblick auf das Bogenschießen allgemein geschrieben ...)

Die Frage einer gewählten Stilrichtung geht meist einher mit dort weitverbreiteten Tabus oder sogenannten "No No's". Das hört sich dann etwa so an:
  • "Darf" man einen Langbogen mit Carbon-Schäften schießen?!
  • "Darf" ein traditioneller Bogen Carbon-Lagen aufweisen?!
  • Ist ein Reflex-Deflex-LB noch ein Langbogen oder schon ein Recurve?!
  • Kann man in der Klasse XY auch FastFlight und Dyneema oder nur Dacron schießen?!
  • Hat ein Trad-Bogen bei der Bogenjagd noch etwas verloren, wo es doch den Compound gibt?! ... usw. usf.

    An welchem Punkt man sich dabei die Grenzen setzt ist eine persönliche Sache und individuell verschieden. Manch einer wird gar keine Grenzen ziehen wollen und ist für jede Neuerung offen (und anfällig!). Selbst gesteckte Grenzen bewahren aber davor, jeden Modetrend zwangsläufig mitmachen und ausufernde oder in die Irre leitende Entwicklungen beschreiten zu müssen. Gut! Um das besser zu verstehen möchte ich einmal ein einfach nachzuvollziehendes Beispiel geben:

    Bei der "Tour de France" fährt jeder Teilnehmer traditionell mit dem Fahrrad. Zweifelsohne wäre das Feld mit dem Motorrad schneller am Ziel und hätten sich dabei auch den Fahrtwind in die Lungen blasen lassen können. Sie tun es trotzdem nicht, weil es bei dem was man tut, eben ganz entscheidend auf das "Wie?" ankommt. Den vermeintlichen Vernunftargumenten bezüglich der "Gleichwertigkeit" oder gar "Überlegenheit" der modernen Variante würde sich wohl jeder Radrennfahrer verschließen, oder?!

    Etwas langatmiger habe ich das vor einiger Zeit auch einmal so formuliert:
    Stellen wir uns ein Air-Race vor. Es gewinnt derjenige, mit der höchsten Durchschnittsgeschwindigkeit, wie in fast jedem Rennen der Fall. Auch die Kunstfertigkeit die eigene Maschine zu beherrschen mag manchmal den Ausschlag über Sieg oder Niederlage geben. Doch eine Grundsatzentscheidung muß der Pilot schon lange vor dem Start treffen! Nämlich, ob er weiter mit der "veralteten" Propellermaschine starten oder dem Club der "zeitgemäßen" Düsenjäger beitreten möchte!
    Selbst wenn seine Wahl auf den vergleichsweise nur 1/3 an Maximalgeschwindigkeit erreichenden WW-II Propellerjäger fällt, dann bedeutet das später nicht, daß er nicht bemüht wäre alles zu versuchen, um auch hier möglichst nahe an ein theoretisches Maximum heranzukommen! Der Motor wird bis zum äußersten frisiert, die Zelle poliert, die Propellersteigung verändert – kurz – es wird alles getan, um bei den gegebenen Mitteln die beste Performance zu erreichen.
    Die primäre Entscheidung bedingt in welcher Klasse man mitspielt. Doch sagt sie auch etwas darüber aus, ob man ein schlechterer Flieger/Schütze/Jäger/Mensch ist?!? Gibt es einen Grund von der einen Seite abfällig auf die andere Seite zu blicken? Um beim Beispiel der Flugzeuge zu bleiben: Ist nicht möglicherweise sogar derjenige grundsätzlich im (moralischen) Vorteil, der sich statt im neusten "Fly-by-Wire-Mach-3-Interceptor" in einem klapprigen drahtverspannten Doppeldecker in die Luft wagt?! Beides verlangt Können, ohne Frage, aber auf welcher Seite liegt die Romantik? Anders gefragt, auf welcher Seite findet (noch) das "wahre" Fliegen statt?!

    Die gleiche Frage sollte sich der Bogenschütze stellen. Für sich allein! Unbeeinflußt, oder besser gesagt, unbeeindruckt(!) von den Entscheidungen seine Umfeldes. Auch mit knorrigem Selfbow und Holzpfeilen ausgerüstet kann man auf Grundlage der eigenen Entscheidung gegen den carbonschleudernden Chilli-Cam-Compound-Schützen bestehen! Der eine macht es so – der andere so!
    ... und so, wie der Raptor-Pilot möglicherweise manchmal sehnsüchtig dem alten Haudegen in seiner Sopwith Camel nachblickt, so geil ist jener – in "schwachen" Stunden – auch einmal den Geschwindigkeitswahn im Raptor zu erfahren! Möglicherweise ...!

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    Die dümmsten Schützen treffen häufig am besten!?

    Aus anderem Zusammenhang kennt jeder den Ausspruch: "Dumm b*mmst gut!"
    Warum?!? Weil es in beiden Fällen nur stört, wenn das Hirn arbeitet und sich mit anderen Problemen beschäftigt bzw. ablenken läßt! Bogenschießen ist zu 90% eine mentale Angelegenheit – manche sagen sogar zu 95% ! Ein ruhiges Gemüt und ein klarer Geist (d.h., sich im 'Reinen' befindlicher) wirken Wunder was die Treffer-Lagen anbelangt! Ein störrischer, mißmutiger und unbelehrbarer Verstand stören dagegen sehr! Ich gehöre zur letzteren Gattung, aber das zu hören wundert sicher niemanden mehr, oder?!

    Zur erfolgreichen Bogenjagd unabdingbar ist: der Wunsch zu Töten! Lest es ruhig noch einmal! Es ist genau so wie ich es geschrieben habe! Wer sich mit Selbstzweifeln trägt, ob der Kreatur die es zu erlegen gilt oder anderweitig, der wird mit Fehlschüssen rechnen müssen, die unweigerlich eintreten und ihn im Nachhinein noch mehr belasten und besagte Selbstzweifel verstärken ... ein Teufelskreis!
    Das oben gesagte gilt ganz besonders für den reinen "Instinktiv-Schützen", dem kein Visier oder ein irgendwie geartetes System eine Ziel-Kontrolle liefern könnte! Aber auch mit Visiereinrichtung ist es immer noch problematisch genug, wie so viele mit der Waffe (auch auf kurze Distanzen) angeschweißte Tiere belegen!
    Das Problem ist ein gesellschaftliches! Wir sind erzogen die Kreatur und die Natur zu achten (hoffentlich!) und genau DAS steht uns hier im Weg! Wer erstmals in fremde Länder fährt, um mit dem Bogen zu jagen, dem genügt es oft die ihm unbekannte Natur nur zu beobachten. Der Wunsch etwas zur Strecke zu bringen ist zwar latent vorhanden und durch die hohen Kosten der Veranstaltung quasi diktiert, aber er tritt nicht selten in den Hintergrund gegenüber der Bewunderung für das neue, atemberaubende Schauspiel der fremdländischen Flora und Fauna. Damit ist das Problem aber leider schon manifestiert!
    Aus eigener (leidlicher) Erfahrung kann ich sagen, daß es hier nicht im geringsten hilfreich ist ein guter Scheibenschützen (3D) etc. zu sein! Technik, Ausrüstung, alles ist vollkommen egal (ich setzte vorraus, man beherrscht die grundsätzlichen Abläufe)! NUR der unbedingte Wunsch das Tier zu töten, das man vor sich sieht, oder ein vollkommen automatisches und darum ungestört von den eigenen Gedanken ablaufendes Handeln, führt zum Erfolg!
    Selbst jahreslanges Training kann einen nicht auf diese Situation vorbereiten! Daher ist es in meinen Augen auch vollkommen unsinnig für den Bogenjäger eine Schießprüfung auf 3D-Viecher einzufordern. Die Aussagekraft ist gleich NULL! Sie erfüllt lediglich eine Alibifunktion gegenüber Kritikern, das ist alles! Für die Bogenjagd gilt in ganz besonderem Maße, daß sie nur durch "learning by doing" zu meistern ist. Die wenigen Ausnahmen von dieser Regel, die ich bisher gesehen habe waren entweder:
       a) alte erfahrene Gewehrjäger, oder
       b) Dummköpfe, oder
       c) völlig gewissenlose Zeitgenossen
    Die tollste Sache die ich diesbezüglich vor einigen Jahren selbst erlebt habe war sicher die "erfrischende Dummheit" eines süddeutschen Bogenjägers in Spanien, dem es nicht das geringste ausgemacht hat mit ungeschärften Broadheads auf Rotwild zu jagen! Scheinbar hat er es einfach nicht besser gewußt! Darum hat es ihn auch nicht belastet ... und er lief quietschfidel durch die Sierra Morena, um Beute zu machen!
    Etwas gewissenhaftere Personen finden dagegen nicht in den Schlaf wenn sie es nicht schaffen (wie zu fordern!) sich mit ihren Broadheads die Haare in einem Wisch vom Unterarm wegzurasieren. Sie gehen verunsichert auf die Pirsch und schießen dann auch dementsprechend schlecht. Eine unbelastete Einstellung kann sehr hilfreich sein, um im Moment der Wahrheit einen sicheren Schuß anzubringen, aber NIEMALS sollte man derart sträflich seine Vorbereitungen vernachlässigen wie oben geschildert!



    gesellschaftliche Beobachtungen

    Solange ich noch auf 3D-Turnieren präsent war, mußte ich mich jahrelang von Leuten anfeinden lassen, denen mein Zuggewicht, meine Baumstämme (23/64" Schäfte), meine mächtigen Feldspitzen (min. 160gr) usw. nicht gefallen haben, und die mir immer wieder mit ihrem "braucht man nicht! wozu soll das gut sein? typischer Macho-Quatsch! Du machst Dir nur die Knochen kaputt!" etc. bla bla gekommen sind. Hier muß ich mal ganz klar auf ein paar Irrwege in der dt. Turnier-Szene hinweisen, soweit es den bogenjagdlich motivierten Schützen betrifft. Es ist erbärmlich, daß man sich da ständig zu rechtfertigen hat, vor Leuten die ja gemeinhin sooo tolerant sind, ja, solange niemand eine andere Meinung hat!
    Für meine Zwecke reicht es nicht, wenn nur die Pfeilspitze solange im "Kill" stecken bleibt, bis die Punkte aufgeschrieben sind!

    Die tollsten Turnier-Schützen mag man ob ihrer Konsistenz und Technik bestaunen und bewundern. Möglicherweise haben sie auch die besten Vorraussetzungen, um jagdlich erfolgreich zu sein, aber das ist nicht gesagt und hat schlicht überhaupt nichts miteinander zu tun. So gesehen geht es mir am Ar... vorbei, wenn einer mal einen "Weltmeistertitel" im LB auf irgendeinem Platz zusammengeschossen hat und mit mir hier und da nicht konform geht. Weltmeistertitel finde ich nicht erstrebenswert und die ganze Kompetition nimmt mir den Spaß an der Sache. Aber wer es für sich braucht, bitte sehr! Ich möchte mich beim Schießen entspannen und auch einmal schlecht schießen dürfen. Streß gibt es genug und auf äußeren kann ich wirklich verzichten – sowie auf dogmatisch belehrendes Gewäsch von Emporkömmligen, die noch nicht einmal ihre Hausaufgaben gemacht haben.

    Unsere heimischen 3D-Turniere erziehen in die völlig falsche Richtung und haben mit Bogenjagd nichts zu tun. Wer letzteres vor hat, der sollte Turniere meiden. Außerdem ist die Bogenjagd eine einsame und stille Angelegenheit und keine Massenveranstaltung.



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