Gastropoda

landlebende Gehäuseschnecken

Viele Jahre habe ich Schnecken gezüchtet und habe auch heute noch eine besondere Freude an ihnen, wo auch immer sie mir begegnen. Leider liegen meine wirklich aktiven "Schneckologen"-Zeiten länger zurück. Aus den alten Tagen habe ich ausschließlich Dia-Positive und keines der Dias ist bisher gescannt. Seit dem ersten Online-Stellen dieser Seite hat sich aber mittlerweile einiges an neuem Material angesammelt, so daß ich hier doch eine Auswahl präsentieren kann.

Ich empfehle sich einmal die Zeit zu nehmen, und sich ein paar Schnecken in der Natur eingehender zu betrachten. Eines meiner Schlüsselerlebnisse bestand z.B. darin, einmal für eine geschlagene Stunde völlig gebannt ein Paar des Gemeinen Ackerschnegels (Deroceras reticulatum) beim Vorspiel und der Paarung beobachtet zu haben – und das alles in einer Petrischale! Skuril?! Vielleicht! Aber auch höchst interessant! Das Studium der nun einmal sprichwörtlich langsamen und so völlig anders gearteten Schnecken ist geeignet dem Betrachter klar zu machen, daß das eigentliche Leben herzlich wenig mit unserer hektischen Zivilisation zu tun hat.

Meine Begeisterung für alles "schneckenartige" bekam einen richtigen Schub, als ich im eigenen Institut auf Dr. Rudolph HOLLMANN traf, von dessen Schnecken-Passion ich lange gar nicht wußte, der dann aber diesbezüglich mein Mentor wurde. Dr. Hollmann verdanke ich manch hilfreichen Rat zur Schneckenhaltung sowie eine spannende Zeit mit diversen Achatina sp. Nach seinem Tod war es eine Ehrensache, u.a. seinen lebenden Nachlaß zu verwalten und zu versorgen.


Verzeichnis der hier vorgestellten Arten

Archachatina marginata    Arianta arbustorum    Cepaea hortensis    Cepaea nemoralis    Discus rotundatus    Eucobresia diaphana    Euconulus fulvus    Helicigona lapicida    Helix aspersa    Helix pomatia    Otala punctata    Oxychilus (Ortizius) alliarius    Perforatella incarnata    Phenacolimax (Phenacolimax) major    Pyramidula rupestris    Rumina decollata    Succinea putris    Trichia sp.    Vallonia costata    Vallonia excentrica    Vertigo pygmaea   




Achatina (Archachatina) marginata, subadult    © Falk 1998
Achatina (Archachatina) marginata   Jungtier!   © Falk 1998
[wer es nicht mehr weiß, 5 DM hatten 29mm Durchmesser]

ACHTUNG! Ein Aufruf an alle in der Forschung arbeitende Malakologen!
Aus dem Nachlaß von Dr. Rudolph HOLLMANN († 04.08.1998) besitze ich noch reichlich Unterlagen und Sammlungsmaterial des Partula-Zuchtprogramms! Wer mit diesem Material Forschung betreiben möchte, oder dementsprechende Kontakte hat, der möge sich bitte bei mir melden. Ich würde gern das gesamte Material zur Verfügung stellen!




Cepaea nemoralis   © Falk 2011

Cepaea nemoralis   © Falk 2011
Cepaea nemoralis   © Falk 2011

Cepaea nemoralis   © Falk 2011

Unsere Hain-Schnirkelschnecke oder auch Bänderschnecke genannte Cepaea nemoralis, weist eine große Zahl an Farb- und Zeichnungsvarianten auf. Die Gehäusegröße und Form kann ebenfalls in weiten Bereichen variieren. Dadurch das man C.nemoralis fast überall begegnet hat sie für viele Menschen sicher nur einen geringen Reiz. Doch sollte man sich regelmäßig bewußt machen, wie hübsch diese kleine Schnecke eigentlich ist. Die Vielfalt dieses Artkomplexes mutet doch geradezu tropisch exotisch an ...!
Nebenstehend ein paar Beispiele, die kurz nach einem Sommerregen im Garten gesammelt wurden. Die lokale Variationsbreite ist mit dieser Zusammenstellung aber noch nicht vollständig erfaßt. Die Lippe der Mündung und die Nabelschwiele sind schwarzbraun gefärbt; der Nabel ist völlig geschlossen.
Das unten rechts gezeigte Tier hat einen aberranten Fuß, mit einer "Schwanzspitze", unterhalb des Gehäuses.
[Die Plastikdose enthält auch eine gößere Helix pomatia.]

Cepaea nemoralis, t   © Falk 2015
Die Farbe und Zeichnung von Cepaea nemoralis ist stark abhängig vom Habitat in dem sie gefunden wird. Diese Abhängigkeit kann Kleinräumig variieren und richtet sich dabei vorrangig nach der Intensität des möglichen Lichteinfalls. Kurz gesagt: je offener das Gelände, desto häufiger finden sich zeichnungslose und helle Gehäuse. Die Färbung/Zeichnug kann aber auch die Vorlieben von z.B. Schwarzdrosseln widerspiegeln, wo Individuen gelernt haben bevorzugt eine Form zu erbeuten. Dies führt zu zeitlichen Variationen in Abhängigkeit von Lebensalter und Populationsgröße der Beutegreifer. Eine statistische Auswertung dieser Phänomene betreibe ich seit Jahren.

Nebenstehend eine Sammlung leerer Gehäuse von C.nemoralis in einem Garten; hier fanden sich ausschließlich, meist fein gebänderte Exemplare.

[Loc: Rüsselsheim, 2015 | 50mm, F2.8]


Cepaea hortensis   © Falk 2012

Cepaea hortensis   © Falk 2012
Cepaea hortensis   © Falk 2011

Copula C.hortensis × C.nemoralis   © Falk 2012

Unsere Garten-Schnirkelschnecke (Cepaea hortensis) weist ebenfalls eine große Zahl an Farb- und Zeichnungsvarianten auf, wenn vielleicht auch nicht ganz so viele Formen gefunden werden können wie bei C.nemoralis. Unifarbene (meist gelbe) Gehäuse kommen rel. häufig vor (s. li. ob.), jedoch ist die Bänderung insgesamt beständiger als bei C.nemoralis; oft finden sich alle der maximal fünf Bänder. Cepaea hortensis ist meist deutlich kleiner als C.nemoralis und etwas spitzer getürmt. Die Mündung wird von einer weißen Lippe gesäumt; der Nabel ist völlig geschlossen.

Trotz ihres Namens finde ich sie weniger im Garten als in Hecken und an Feldkanten, oder auch im Wald.
Die Frage eines bastardisierten Artkomplexes C.nemoralis × C.hortensis drängt sich einem natürlich auf. Sicher analysieren die Genetiker schon länger daran herum, ich weiß es nicht und es ist mir auch egal. Meine eigenen Beobachtungen (s.Abb.unt.re.) sprechen jedenfalls für eine Bastardisierung!
Ich habe kürzlich eine Paarung zwischen  C.nemoralis [♀]  ×  C.hortensis [♂]  beobachtet und in (fast) allen Einzelheiten photographisch dokumentiert. Beide Partner waren dabei über Stunden aktiv bei der Sache, inklusive Einschleimen, Ausstoßen der Liebespfeile, Belecken, Beißen, Blasen, Bekriechen und all jenem, was sonst noch zu einer anständigen Schneckenpaarung dazu gehört. C.nemoralis schien dabei lange den aktiveren Part zu haben. In jedem Fall ist sie es gewesen, die immer wieder im Kreis gekrochen ist, um dann hoffentlich die nackenständigen Geschlechtsöffnungen besser zueinander positioniert zu haben. Als es nach vielen dieser Versuche dann tatsächlich zur Paarung kam hat aber letztendlich die kleinere C.hortensis, die den männlichen Part übernommen hatte, die größere C.nemoralis "völlig fertig gemacht", so daß diese kaum noch Kriechen konnte und auch Tage später noch erschöpft war! Das interessante Paarungsverhalten von Cepaea verdient gewiß eine eigene Seite, doch bis ich die fertig habe, muß das obige Beweisphoto ausreichen ...



Helix pomatia   © Falk 2009
Weinbergschnecke (Helix pomatia); adultes Tier, dessen Periostracum auch in Nähe des Apex noch in gutem Zustand ist → rel. jung (~ 4-5a); aus dem eigenen Garten.

zur Mediterranen Weinbergschnecke
Liebespfeil von Helix pomatia   © Falk 2011
Liebespfeil einer Weinbergschnecke (Helix pomatia); der Pfeil wurde abgeschossen, ist aber vollständig erhalten. Der Liebespfeil besteht aus Calcit und weist einen vierschneidigen Querschnitt auf.

  {6} [stacked Microphoto]

  Photo 2   Photo 3


Bei Weinbergschnecken sind einzelne Individuen schon bis zu 30 Jahre alt geworden. Aber nicht immer darf man auf solch ein hohe Lebenserwartung hoffen. Durch ihre Größe und Gewicht sind sie anfällig für Gehäusedefekte, die sie sich bei Stürzen zuziehen können. Davon abgesehen kann natürlich auch Mensch oder Tier auf sie treten und die Gehäuse beschädigen. Ist nur die Mündung betroffen, so ist das nicht unbedingt tragisch, denn die das Schalenmaterial abscheidende Zone des Mantelrandes kann hier problemlos von vorne anfangen und den Defekt ausbessern. Weitaus problematischer sind höher hinauf im Gewinde liegende Defekte. Aber auch solche Verletzungen müssen nicht hoffnungslos sein, wie die folgenden Beispiele eindrucksvoll belegen:

Helix pomatia   © Falk 2011
Helix pomatia, Weinbergschnecke; mit erfolgreich repariertem Gehäusedefekt im vorderen und mittleren Bereich des Gewindes; der Defekt war aber offensichtlich so groß, daß keine normale Schale mehr gebildet werden konnte

  {6}     Rot-Cyan-Anaglyph
Helix pomatia   © Falk 2011
Helix pomatia, Weinbergschnecke; reparierter Gehäusedefekt noch weiter hinten im Gewinde; der Verschluß eines solchen Defekts ist sicherlich nur selten erfolgreich
  {5} [35mm Macro, F8]



Perforatella incarnata   © Falk 2015
Die Rötliche Laubschnecke (Perforatella incarnata) finde ich bei mir in überschaubarer Anzahl in Hecken, aber auch im Hochwald (Buche, Eiche); das hier gezeigte Exemplar (± 10mm ∅) stammt allerdings aus dem Okertal, Harz. Interessant ist die bei stärkerer Vergrößerung sichtbare Mikroskulptur (s.unt.) dieser Schnecke. Bei genauem Hinsehen ist sie bereits in dieser Aufnahme erkennbar.

  {10} [Loc: Okertal, 360m NN | 35mm Macro]
Perforatella incarnata   © Falk 2015
Die Mikroskulptur von Perforatella incarnata wie sie mit der Lupe oder unter dem Binokular gesehen werden kann. Die Tuberkulation ist bei weiteren Arten der Gattung in Anordnung und Größe verschieden, so daß sie als Bestimmungsmerkmal herangezogen werden kann.

  [Loc: Kaiserstuhl 1994; stacked Microphoto]
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Arianta arbustorum   © Falk 2011
Die Baum-Schnirkelschnecke (Arianta arbustorum) ist nicht so häufig wie die Cepaea-Arten und auch nicht direkt mit ihnen verwandt. Ihr Gehäuse ist gewöhnlich dunkelbraun mit hellen Sprenkeln, aber auch hellere, unifarbene Gehäuse sind in der Literatur bekannt. Das Gewinde ist stärker getürmt als bei Cepaea. Wie der Name schon sagt, ist A.arbustorum vorrangig eine Art des Waldes; der Schatten der Bäume kommt ihrem stärkeren Feuchtigkeitsbedarf entgegen.

  {6} [240mm, F5.6]
Arianta arbustorum   © Falk 2012
Baumschnecken (Arianta arbustorum) weiden gern den feinen "Algenrasen" ab, der sich auf der Rinde von Bäumen entwickelt; viele Schnecken tun es ihnen da übrigens gleich. Auf Millimeterpapier.

[Loc: W Gifhorn]




Helicigona lapicida   © Falk 2014

Helicigona lapicida   © Falk 2014

Für den zu den Ariantinae gehörnden Steinpicker (Helicigona lapicida) hege ich seit langem eine große Sympathie. Das scharf gekielte und gedrückte Gehäuse dieser an felsige Habitate angepaßten Schnecke mutet gerdezu exotisch an, wenn man wie ich auf norddeutschem Spargelsand groß geworden ist.
Die gedrückte Form erlaubt es dem Steinpicker sich trotz eines Gehäusedurchmessers von gut 15mm in Klüften zu verbergen. Als Nahrung dient den Schnecken der feine Algenrasen auf den von ihnen bewohnten Felswänden, die vorzugsweise aus Kalkstein sein sollten.
Die hier gezeigten Exemplare stammen z.B. von einem Fundort an dem der Korallenoolith des oberen Jura in mächtigen Bänken aufgeschlossen ist.







Bei auf den Rücken gedrehtem Gehäuse ist der recht weite Nabel erkennbar. Das Photo läßt außerdem die feine Mikroskulptur des Gehäuses erahnen.

{8} [Loc: Lippoldshöhle, SW Brunkensen]

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Phenacolimax (Phenacolimax) major   © Falk 2012

Phenacolimax (Phenacolimax) major   © Falk 2012

Die Große Glasschnecke ( Phenacolimax (Phenacolimax) major ) lebt an meinem Wohnort wohl an ihre NE Verbreitungsgrenze und ist auch darum eine Art, die vielen unbekannt sein dürfte, aber das gilt vermutlich für die Glasschnecken insgesamt?! Grundsätzlich handelt es sich um Arten, die eher montan verbreitet sind und auf dem "platten Land" sonst gar nicht gefunden werden. Eine Ausnahme ist die Kugelige Glasschnecke (Vitrina pellucida), die im gesamtem Mitteleuropa vorkommt und die der Familie auch den Namen gab. Die Große Glasschnecke ist ihr sehr ähnlich, ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich aber von Zentraleuropa nach SW hin.
Glasschnecken sind kälteliebend und finden sich dann, wenn alle anderen Arten sich längst für den Winter verkrochen haben. Ihr Gehäuse ist hauchdünn und durchscheinend; auch kann die Schnecke gewöhnlich ihren Fuß nicht mehr in ihm bergen. Besonders interessant aber ist der nach hinten über das Gehäuse reichende Mantellappen, der kontinuierlich damit beschäftigt ist, das Äußere der Schale "abzulecken". Unter dem Binokular ist das wahrlich ein spektakulärer Anblick. Der Mantellappen von Ph.major reicht auch beim ausgestreckten Tier über den Apex hinaus (sie Abb.), während jener von V.pellucida wesentlich kürzer ausgebildet ist. Auch die Mündung des Gehäuses liegt in einer Falte des Mantels verborgen, der sich außerdem bis in die Nackenregion der Schnecke nach vorn erstreckt.
Mit ihrer augenscheinlichen Gehäusereduktion entwickeln sich die Glasschnecken wohl in Richtung der Nacktschnecken. Es fehlt ihnen aber noch deren besonders zäher Schleim. Nicht zuletzt dadurch sind sie empfindlich gegen Austrocknung und leben die meiste Zeit des Jahres im Boden eingegraben. Erst im Herbst kommen sie für Paarung und Eiablage an die Oberfläche. Zu dieser Zeit kann man sie dann tagsüber unter Steinen und Laub versteckt finden; meine Exemplare stammen aus dem eigenen Garten. Das oben abgebildete Tier maß ausgestreckt 12mm bei einer Gehäusebreite von 6mm. In der unteren Abb. ist das dunkel umrandete Atemloch an der Basis des Mantellappens gut erkennbar.

  {11} [50mm Macro, Flash]
Phenacolimax (Ph.) major   © Falk 2015 Phenacolimax (Ph.) major   © Falk 2015
Leere Gehäuse von Phenacolimax (Ph.) major, li.Abb. hauptsächlich ventral, re.Abb. apical; das größte Gehäuse hat eine Breite von 7mm; maximal 2½ Windungen sind ausgebildet; ein "Hautumschlag" ist nur angedeutet vorhanden oder fehlt.    [35mm Macro]



Eucobresia diaphana   © Falk 2015
Die Ohrförmige Glasschnecke (Eucobresia diaphana) in ihrem natürlichen Habitat. Sie kriecht auf einem paläozoischen Sandstein, welcher in einem engen Flußtal ansteht, wo hauptsächlich Tannen, sowie ein paar Laubbäume (Buchen, Erlen, Birken) vorkommen. Das Exemplar mißt ausgestreckt etwa 15mm. Als kälteliebende Art war sie eine von nur noch vier weiteren Schneckenarten, die Ende Oktober im Fundgebiet überhaupt noch angetroffen wurden.

   {10}   [Loc: Okertal, 360m NN | 35mm Macro]
Eucobresia diaphana   © Falk 2015
Der große Mantellappen von Eucobresia diaphana reicht weit über den Apex des Gehäuses hinaus. Das Gehäuse ist deutlich abgeflacht, sehr dünn und durchscheinend. Der Mantel ist groß und von dunkelgrauer bis schwarzer Farbe. Das Hinterende des Fußes ist verglichen mit dem Vorderende viel schmaler gebaut, dreieckig im Querschnitt und läuft in einer Spitze aus.

   {10}   [Loc: Okertal, 360m NN | 35mm Macro]



Discus rotundatus   © Falk 2012
Discus rotundatus, die Gefleckte Schüsselschnecke, erinnert mich mit ihrem schlanken Gewinde und der kräftigen Skulptur immer an einen Ammoniten, nämlich Arietites bucklandi aus dem Liasα3.
Und obwohl ich es gar nicht so mit Ammoniten habe, empfinde ich die Schüsselschnecke als ausgesprochen gutaussehend. Schade nur, daß es sich um so winzige Tierchen handelt, deren volle Pracht sich nur unter dem Binokular entfaltet ...
  {10} [li. stacked Microphoto | unt. 50mm Macro, F9, Flash]

Discus rotundatus   © Falk 2012
  … meine Discus bei der "Volkszählung" …

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Trichia sp.   © Falk 2012
Was man nicht unbedingt erwarten würde sind Schnecken mit Haarkleid, nicht wahr?! Tatsächlich aber gibt es eine Reihe kleinerer Arten, die zumindest im Jugendalter noch einen "Pelz" tragen. Diese Haarschnecke (Trichia sp.) tritt den Beweis an; Gehäuse mit ca. 4mm Durchmesser.

  {10} [50mm Macro]




Euconulus fulvus + Trichia sp.   © Falk 2012
Hier haben wir links eine Helle Kegelschnecken (Euconulus fulvus) deren Gehäuse nur ca. 3mm Durchmesser hat; völlig ausgewachsen kann sie 5mm erreichen. Auf der rechten Seite eine weitere Haarschnecke (Trichia sp.).

  {10} [50mm Macro]
Euconulus fulvus   © Falk 2012
Das Gehäuse der Kegelschnecken (Euconulus fulvus) weist eine relativ hohe Windungszahl auf, was besonders bei den winzigen Abmessungen verwundern muß. Wo bleibt da Platz für alle Organe und Gefäße?! Etwa 3mm Durchmesser.

  {10} [50mm Macro]




Pyramidula rupestris   © Falk 2015
Die Felsen-Pyramidenschnecke (Pyramidula rupestris) läßt sich leicht mit dem Dunklen Kegelchen (Euconulus alderi) verwechseln. Im Gegensatz zum Kegelchen ist der Nabel der Felsen-Pyramidenschnecke jedoch weit und offen (s. Photo li.unt.) und ihr Gehäuse weist eine relativ grobe Anwachstreifung auf. Wenn man die Unterschiede kennt, dann sind die beiden Arten einfach mit der Lupe im Gelände auseinanderzuhalten. Größe, Färbung und genereller Habitus sind jedoch so ähnlich, daß z.B. mir eben diese Verwechselung unterlaufen ist und ich freudig mit ein paar "Dunklen Kegelchen" nach Hause gelaufen bin – bis ich sie unter dem Binokular hatte, um mit der Literatur zu vergleichen ...

Das im Bild größte Exemplar (rechts) hat 2.75mm Durchmesser; Gehäuse ausgewachsener Exemplare können 4¼ Umgänge aufweisen. Die Gehäuse sind dunkelbraun und erscheinen eventuell durch den dunkelgrauen bis schwarzen Fuß der Tiere noch dunkler; juvenile Exemplare sind noch stärker durchscheinend und hornfarben (Photo re. ob.).
Die Felsen-Pyramidenschnecke findet sich an Kalksteinen und auch in Sonnen-exponierter Lage. Bei mir im Norden kommt sie nicht vor oder ich habe noch nicht genau genug gesucht. Die gezeigten Exemplare entstammen einem jedem SE-asiatischen oder US-amerikanischen Deutschland-Touristen bekannten Ausflugsziel ...

  {8} [Loc: NE-Uferbereich Alpensee, 820m NN | Microphoto]



Oxychilus (Ortizius) alliarius   © Falk 2012
Aus der Familie der Glanzschnecken (Zonitidae) finden sich in der Bodenstreu oder unter totem Holz eigentlich fast überall ein paar Vertreter. Problematisch ist jedoch die Bestimmung, da sie sich stark ähneln und alle klein und merkmalsarm sind. Meiner Meinung nach sollte man aber die Knoblauch-Glanzschnecken ( Oxychilus (Ortizius) alliarius ) erwähnen, denn bei ihr handelt es sich wohl um unsere einzig echte "Gewürzschnecke"!?

Das Photo gibt gut den generellen Habitus einer Glanzschnecke wieder. Der Weichkörper ist bei den meisten Arten sehr dunkel bis schwarz. Typisch ist ein dünnwandiges, bräunlich hornfarbenes Gehäuse und dessen starker Glanz (Name). Diese Knoblauch-Glanzschnecke mißt an der breitesten Stelle 4.0mm, die Tiere können aber bis zu 7mm erreichen. Ob die absolute Größe für den Würzeffekt eine Rolle spielt habe ich noch nicht näher untersucht. Sicher ist jedoch, daß die Knoblauch-Glanzschnecke durch ihren auffallenden Geruch, die wohl am einfachsten zu bestimmende Glanzschnecke ist.
Die Schnecken riechen nicht ununterbrochen streng, sondern geben das betörende Aroma gezielt bei Störungen ab. Da Fangen und Einsammeln meist einer Störung gleich kommt, sollte es einem also sofort auffallen. In Ruhe gelassen verflüchtigt sich der Gestank alsbald, kann aber jederzeit gezielt hervorgezaubert werden, um z.B. interessierte Personen damit zu beeindrucken Dizzy!
Die Knoblauch-Glanzschnecke nimmt zwar pflanzliche Nahrung auf, lebt aber vorwiegend carnivor von anderen Gehäuseschnecken! Die eiweißreiche Nahrung fördert natürlich die Bildung von H2S-haltigem Stinköl. Ich finde übrigens, daß meine Exemplare eher nach Bärlauch riechen …

Durch ihre carnivore Lebensweise ist eine Vergesellschaftung mit anderen Schnecken problematisch.

  {11} [50mm Macro, F11, Flash]

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Vallonia excentrica   © Falk 2012
Grasschnecken (Valloniidae) sind vermutlich nicht allzu bekannt?! Auf grund ihrer Winzigkeit übersieht man sie gern. Selten sind sie aber gar nicht und in der Literatur findet man gewöhnlich den Hinweis, daß ihre leeren Gehäuse sich oft massenhaft in Spülsäumen von Gewässern aller Art finden, in welche sie von Regengüssen aus den angrenzenden Wiesen verfrachtet wurden.
Links abgebildet die Große* Grasschnecke (Vallonia excentrica).
(* sie heißt wirklich so – ist eben alles relativ!)

von dorsal siehe Photo 2

  {4} [stacked Microphoto]
Vallonia costata    © Falk 2012
Diese Gerippte Grasschnecke (Vallonia costata), die uns auf dem Vorderende einer adulten 'Clausilia' entgegenkriecht, macht einmal die wahren Größenverhältnisse deutlich – insbesondere wenn man weiß, daß die Schließmundschnecke selbst nicht gerade eine Riese ist. Die Vallonia costata hat etwa 2mm Gehäusedurchmesser.

Photo 2

  {10} [50mm Macro]
Vallonia costata + Vallonia excentrica   © Falk 2014
Das Photo zeigt drei lebende adulte Grasschnecken: 2x Vallonia costata (2.25mm und 2.30mm) sowie 1x V. excentrica (2.05mm). Am ventral abgebildeten Gehäuse ist der breite Mundsaum von V. costata gut erkennbar. Der Mundsaum von V. excentrica ist auch verbreitert, aber dabei verdickt und convex vorgewölbt (s.hier). Mich beeindrucken immer wieder die feinen Rippen an den Gehäusen von V. costata. Ein Jammer, daß solche Naturwunder von kaum jemanden den ich kenne gewürdigt oder ihrer Betrachtung auch nur die geringste Bedeutung beigemessen wird. Am oberen Bildrand ist noch das Gehäuse einer nicht näher bestimmten* Windelschnecke [1.90mm; ?Vertigo sp.; Vertiginidae] angeschnitten.   {11} [stacked Microphoto]
* Das Tiere lebt und ich werde es nicht vorsätzlich töten, nur um die Zähnchen an der Mündung besser zählen zu können!   Nachtrag: mittlerweile konnte ich einen freien Blick auf die Mündung tun und die Art als V.pygmaea bestimmen.
Vallonia costata   © Falk 2014 Vallonia costata   © Falk 2014 Vallonia costata   © Falk 2014
Das Gehäuse der oben abgebildeten Vallonia costata mißt 2.00mm und das Tierchen ist damit fast ausgewachsen; es zeigt uns die Ommatophoren und läßt in der Abb. links auch seinen breiten hornigen Oberkiefer erkennen, der durch den fast reinweißen Fuß hindurchscheint. Setzt man die Ausmaße des Kiefers in Relation zu den restlichen Körperorganen, so erscheint er überproportional groß. Eine Notwendigkeit, denn zum Abgrasen von Algenrasen (o.ä.) kann man eben nicht den ganzen Körper uneingeschränkt miniaturisieren. Der Kiefer bildet eine überlebenswichtige Schnittstelle mit der Umwelt und ist damit in seiner Ausformung an sie gekoppelt. Anders verhält es sich z.B. mit den Fortpflanzungsorganen, die nur innerartlich "passen" müssen. Die winzigen Stielaugen hingegen liefern mit ihrer geringen Appertur vermutlich ein schärferes Bild, als das etwa einer Weinbergschnecke zur Verfügung steht. "Kaum größer als ein Staubkorn, aber Augen wie ein Falke. Genial!"
Ich frage mich auch, ob möglicherweise alle ähnlich kleinen Stylommatophora von Beugungserscheinungen und farblichen Lichtspielen geplagt/beglückt werden, die ihre Ursache in den geringen Abmessungen der Optik ihrer Napfaugen haben!? Psychodelische Visionen ohne dabei auf psychoaktive Substanzen angewiesen zu sein. Na, das wäre doch wieder genial! Muß ich mal durchrechnen ...
    {11} [Microphotos]
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Vertigo pygmaea   © Falk 2014
An und unter Steinen an der Rasenkante finde ich im eigenen Garten die Gemeine Windelschnecke (Vertigo pygmaea). Es handelt sich um wirklich kleine Schnecken, wie der Name schon andeutet. Das nebenstehend abgebildete Gehäuse eines ausgewachsenen Tieres hat eine Höhe von 1.93 Millimetern.
Die adulten Tiere von V.pygmaea entwickeln eine Anzahl von Zähnchen an/in der Mündung, die für die Artbestimmung wichtig sind. Bei einer ganzen Reihe ähnlicher Arten und ihrer geringen Größe, muß man mit der Lupe schon anständig umgehen können, um die Tierchen im Feld sicher ansprechen zu können.
  {11} [Microphoto, 4 frames stacked]
Vertigo pygmaea   © Falk 2014
Die Zähnchen an/in der Mündung bei adulten Tiere der Gemeinen Windelschnecke (Vertigo pygmaea) kann man bei guter Beleuchtung auch durch die Schale hindurch sehen. Die zwei an der Außenseite der Mündung (palatal) liegenden Zähnchen sind hier unten links deutlich als Verdickung der Schale erkennbar; man sieht so auch, wie weit sie mit ihrem Ansatz nach hinten in die Windung hineinreichen.
V.pygmaea findet sich bei mir mit Vallonia costata und V.excentrica zusammen.
  {11} [Microphoto, 3 frames stacked]
Vertigo pygmaea   © Falk 2014
Hier noch ein kriechendes Exemplar der Gemeinen Windelschnecke (Vertigo pygmaea). Der Fuß ist oberwärts schwarz und zur Sohle hin grau bis blaugrau. Wer genau hinsieht, der kann den Sehnerv im Ommatophoren erkennen.
  {11} [Microphoto]
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Succinea putris   © Falk 2011
Succinea putris, Bernsteinschnecke; die Tiere bevölkern sehr zahlreich die feuchten Stellen auf unserer Pferdeweide und werden im Laufe des Jahres sicher kiloweise von den Pferden mit abgegrast. Die Gehäuse sind sehr zart gebaut und zu klein, um den Fuß der Schnecke zu bergen.
  {6} [105mm, F6.3]
Succinea putris   © Falk 2011
Schlüpflinge von Succinea putris, Bernsteinschnecke; die Tierchen haben eine Länge von etwa 1.7mm!
  {6} [Microphoto]   Photo 2

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    fremdländische Gäste


Rumina decollata   © Falk 2012
Meine Rumina decollata sind wohl die am längsten von mir, ohne jede Unterbrechung, gepflegten Schnecken!? Alle Individuen gehen auf 1996 in Spanien (Aragón) aufgelesene Exemplare zurück, die 1998 mit einer bis dato von Dr. Hollmann gehaltenen Gruppe vergesellschaftet wurden. Die Dekollation, d.h., der (wiederholte) Verlust des apikalen Gehäuseteils am semiad.-ad. Tier, macht die Art besonders. In mediterranen Habitaten muß sie gewöhnlich ausgedehnte Hitze- und Trockenperioden überdauern, was ihr durch Eingraben ins Erdreich gelingt; ein verkürztes Gehäuse kommt der grabenden Lebensweise entgegen. Die Tiere "nagen" sich eine umlaufende Sollbruchstelle in die Gehäusewand, an welcher der Apex später abbricht. Das neue Hinterende wird (?vorher) vollständig von Schalenmaterial verschlossen, wozu die meisten Gastropoden gar nicht fähig wären.
  [Gehäuselänge des vorderen Tieres 25mm]


Otala punctata   © Falk 2012
Die Spanische Feldschnecke (Otala punctata) hat ebenda eine weite Verbreitung. Außer im Gelände findet man sie natürlich auch in der örtlichen Gastronomie. Die abgebildeten Gehäuse sind allerdings nicht aus einem Eintopf, sondern im Felde aufgelesen; sie zeigen voll ausgebildete und typische Exemplare. Millimeterpapier.

Loc: Loscos (Teruel), Aragón]


Hier ein Photo mit Beispielen für Exemplare von N Valencia, die etwas größer und stärker gebändert sind.
Otala punctata   © Falk 2012
Die obere Reihe der hier gezeigten Otala punctata entstammt der selben Fundlokalität wie zuvor; die Tiere wurden aber lebend (semiadult) aufgelesen und dann in Gefangenschaft gehalten. Im Gegensatz zu oben weisen sie einen nicht verschlossene Nabel auf, was als Reaktion auf die Haltungsbedingungen gesehen werden muß. Die anfängliche Reproduktionsrate meiner O.punctata war erstaunlich hoch und nichts ließ Probleme erwarten, doch wurden die Tiere von mir vermutlich insgesammt zu feucht gehalten. Ein Anzeichen sind auch die viel zu dünnschaligen und deformiert gewachsenen Gehäuse der ersten Folgegeneration (F1; untere Reihe). Kalkmangel kann ich zwar ausschließen, doch spielt natürlich auch die Ernährung ein Rolle. Heute pflege ich keine O.punctata mehr. Millimeterpapier.

  Loc: Loscos (Teruel), Aragón; NZ F1]


Helix aspersa   © Falk 2012
Die Mediterrane Weinbergschnecke (Helix aspersa) begegnet uns hauptsächlich auf dem Teller; ansonsten kommt sie in Dt. wohl nur im Oberrheingraben vor. Sie ist aber anthropogen weltweit verschleppt, wie nicht zuletzt mein Photo beweist. "Sindbad" ist zwar nicht direkt mit dem fliegenden Teppich angereist, aber doch mit dem Flugzeug. Er ist eines von mehreren semiad. Exemplaren, die mir jüngst aus Südafrika mitgebracht wurden. Tja, da freut man sich auf seltene Exoten und bekommt altbekannte 'Hausmannskost'. Aber trotzdem vielen Dank für Deine Mühen H-P.!

  {9} [ Loc: Hermanus, RSA]