veränderte und zweckentfremdete Broadheads



Manche Jagdspitzen sind von ihren Besitzern verändert worden, manchmal auch für die Nutzung jenseits ihres eigentlichen Einsatzzwecks. Der Grund war meist der Wunsch sie noch ein klein wenig zu verbessern oder die Notwendigkeit das gegebene Material den Erfordernissen anpassen zu müssen. Im Folgenden möchte ich ein paar Beispiele vorstellen, auf die ich Zugriff habe oder an deren Entstehung ich sogar selbst Schuld bin.

Von den 1940er bis in die 1960er Jahren waren aus Halbteilen verschweißte und/oder hartgelötete Dreischneider beliebt und zahlreich. Gewiß auch ein Grund dafür waren die geringen Kosten dieser Konstruktionen. Jeder kennt die landläufigen Beispiele wie M-A3, die formenreichen Hill's Hornet oder die Hi-Preciscion Broadheads. Auch die ersten Bod-Kin Modelle gehören hierher, wenn sie auch bald (1947) umkonstruiert wurden und von da ab einen wesentlichen Vorteil zu den vorangenannten Typen aufwiesen: Die Schärfe wurde jetzt nur noch von einer Lage Stahlblech gebildet. Das alte Problem, daß Hartlot oder gar nur ein Spalt der punktverschweißten Teile am Broadhead die eigentliche Schärfe bildet war damit beseitigt.
Mit dem Aufkommen von modernen Klebstoffen ("Atom-Klebern") gingen ein paar experimentierfreudige Herrschaften dazu über etwa den alten M-A3-S eine Aufwertung mittels angeklebter Rasierklingen zu verschaffen (s.unt.), ja sie sogar in dieser Form zu verkaufen. Man umging das umständliche aber nötige einseitige Schärfen der Klinge unter gleichzeitiger Vergrößerung des effektiven Schnittdurchmessers. Die Bilder zeigen ein solches Exemplar von Paul Jolan aus dem Jahre 1975. Es ist ein "Zonker 3" [#1392.900], 2 slot razor blds, 9/32" 1.60" ferr., altered M-A3-S [#0817]
'Zonker 3' in comparison to a 1956th Bear Razorhead   © Falk 2007 'Zonker 3' viewed from the tip. Notice the enlarged cutting diameter.   © Falk 2007 'Zonker 3' uses two hole injector blades to 'get an edge' above the original M-A3-S   © Falk 2007
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Der "MA-Barker" Birdpoint und Small Game Head ist ein weiteres Beispiel für einen abgeänderten M-A3 Broadhead.
'MA-Barker' production type; 1.73in. cutt. diam., slpd shldr, left wing, 160gr., tan color   © Falk 2007
Hier wurden Karbonstahl-Cutter-Klingen an das Hinterende eines M-A3-L (#0819) gelötet. Es ergibt sich ein mächtiger Schnittdurchmesser von 1.73" und eine Klingengeometrie die kompletter Penetration entgegenwirkt, so wie man es bei der Jagd auf Flugwild wünscht. Der Prototyp wurde noch mit Silber-Hartlot hergestellt. Die hohen Löttemperaturen haben jedoch die Härte des Stahls zu weit herabgesetzt und so wurde in der Produktion auf ein Weichlot-Verfahren umgestellt. Das zweite Bild zeigt unlackierte MA-Barker im Vergleich mit Bear Razorhead (1956). Im dritten Bild ist zum Vergleich ein Hawkey "Bucher" Small Game Head (1959) abgebildet, mit dem der MA-Barker entscheidende Aspekte der Klingengeometrie teilt. Die erste und die letzte Aufnahme zeigen das fertig lackierte Endprodukt: no ABCC#, slpd shldr, left wing, 160gr., tan colour.
Yet unpainted 'MA-Barker' production types in comparison to 1956th Bear Razorhead. The 'MA-Barker' prototype was Silver brazed, but production models are soft soldered as not to alter the temper of the blades.   © Falk 2007 'MA-Barker' and Hawkey 'Bucher' (1959) which features quite similar blade geometry.   © Falk 2007 'MA-Barker' production type; 1.73in. cutt. diam., slpd shldr, left wing, 160gr., tan color   © Falk 2007
Derivatio nominis:   Kate "Ma" Barker  (* Oct. 8, 1873   † Jan. 16, 1935).      
    Auf diesen 3D-Photos ist auch ein MA-Barker mit abgebildet.
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Nicht immer ist klar, ob die Modifikation an einem vorhandenen Broadhead von dritter Seite vorgenommen wurde, oder ob es sich dabei nicht eventuell um eine werksseitige Variante handelt. Im letzteren Fall können das z.B. Prototypen sein, oder Special Order Runs die für einen bestimmten Kunden erledigt wurden; aber auch das Ergebnis von Mitarbeiter-Experimenten in der Mittagspause. Altered or ?factory modified Zwickey Diamond Delta's, in comparison with 210gr Screw-In (!) field points, manufactured by Falk.   © Falk
Im vorliegenden Fall habe ich einige Zwickey Black Diamond Delta-4 Broadheads, die mittig eine tiefe Kerbe und im hinteren Klingenbereich sowie am Bleeder eine Sägezahnung aufweisen. Die Form und Ausführung dieser Serrations spricht für den Einsatz eines speziellen Schleifrades, welches man gemeinhin nicht eben in der Gargage stehen hat. Wenn es sich nicht um eine der spekulativen werkseitigen Varianten handelt, dann ist es zumindest die Arbeit eines maschinell gut ausgerüsteten Handwerkers. Über den Sinn und die jagdliche Eignung dieser Modifikation sagt das alles natürlich noch nichts aus.
Da die Klingen aber auch noch eine Bohrung aufweisen, kann man wohl annehmen, daß es sich hier um einen für das Bogen-Fischen abgewandelten Zwickey Delta handelt. Die vorwärts gerichteten Zähne machen im Kontakt mit schuppiger und glitschiger Fischhaut vermutlich sogar echten Sinn!?
Falls jemand weitere Informationen zu dieser Zwickey-Variante beisteuern kann, dann würde ich mich über eine Nachricht freuen.

Was hier sonst noch auffallen muß, daß sind natürlich die 210gr Feldspitzen (11/32"), die mir hier als Größenvergleich dienen und die die Bedeutung von Screw-In-Heads (!) einmal richtig auf die Spitze treiben. (⇐ Schönes Wortspiel, nicht wahr :-)
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Broadheads dienen mitunter nicht nur am Vorderende eines Pfeilschaftes. In der Not wird mit ihnen das erlegte Wild zerwirkt oder es wird der Dreck unter den Fingernägeln entfernt, vielleicht werden sich sogar die Fußnägel damit geschnitten!? Immerhin behalten sie dabei ihre ursprüngliche Form bei. Es geht aber auch anders:

valve Ribtek Ein ganz besonderes Design der jüngsten Zeit stammt aus Australien. Ein findiger Motorrad- und Broadhead-Liebhaber hatte die clevere Idee, australische Ribtek Broadheads an Ventilkappen zu löten, sie zu galvanisieren und sie der Tunig-Szene als neustes und sicher "schärfstes" Anbauteil zu präsentieren. Eine nette Idee, wie ich finde! Allerdings ist es fraglich, ob sie für die auf dt. Straßen üblichen Geschwindigkeiten tauglich ist, denn die auftretenden Fliehkräfte als auch die Hebelwirkung durch Fahrtwindeinfluß dürften erheblich sein!
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Jedem Pfeifenraucher ist bekannt, daß seine guten Stücke alle paar Jahre eine derart dicke Kohleschicht aufbauen, daß das abermalige Stopfen kaum noch möglich ist. Um sie wieder gängig zu machen bedarf es eines Pfeifenkopf-Räumers mit dem die Kohleschicht vorsichtig herausgeschabt werden kann. Zu diesem Zweck benutze ich selbst einen in Form geschliffenen M-A3-L Broadhead, der mittels Gewindeeinsatz auf einen Griff geschraubt werden kann. Das funktioniert wunderbar und kostet so gut wie nichts. Wer wie ich seine Pfeifen z.T. weit über 20 Jahre in täglichem Gebrauch hat, der legt auch keinen Wert mehr auf absolute Perfektion und Unversehrtheit des Pfeifenkopfes. Da macht es wenig, wenn das Ergebnis nicht zu 100% an das eines "echten" Räumers heranreicht.
Pipe Reamer from an altered M-A3-L uses a long nose alum adapter and an insert with a Plum wood handle   © Falk 2007 Pipe Reamer made from a M-A3-L was used to free the left Pipe in this pic from it's old coal crust. Right Pipe shows similar crust before reaming.   © Falk 2007