Schärfen von Broadheads


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Begriffsbestimmung
Als Klinge wird der kompletten Broadheadkörper von der Schärfe bis zur Ferrule in der Mitte des Broadheads bezeichnet. Manche Klingen bilden mit der Ferrule eine Einheit, bei anderen ist die Ferrule aus unterschiedlichem Material angefügt und/oder sie sind gegeneinander austauschbar konstruiert. Die Schneide bildet den Außenbereich der Klinge und kann durch abnehmende Materialstärke charakterisiert sein. Die Schärfe ist der scharf geschliffene Außenrandrand der Schneide.

Schärfschliff-Geometrien

Bitte im Folgenden beachten, daß hier die Geometrie der Schärfe beschrieben werden soll. Wenn später also z.B. von Hohlschliff die Rede ist, so meint das nicht das selbe wie etwa an einer Jagdmesserklinge, bei der der Klingenspiegel von der Schärfe zum Klingenrücken hin konkav ausgeschliffen ist, sondern primär nur die Schärfe selbst. Ohnehin sind bei vielen Broadheads die Klingen aus kosten- und fertigungstechnischen Gründen überall gleich stark.

Hohlschliff
Der Hohlschliff ist ohne Zweifel der "schärfste" Schliff und zwar in Bezug auf die Leichtigkeit, mit welcher das Schnittgut durchtrennt oder durchdrungen wird. Jedes anständige Rasiermesser weist darum einen tiefen, von der Schärfe bis zum Klingenrücken reichenden Hohlschliff auf. Die geringe Materialstärke im Schärfenbereich führt aber auch zu Nachteilen, denn sie vermindert die Stabilität erheblich. Um beim Rasiermesser zu bleiben: zieht man die Klinge waagerecht über den Daumennagel, so sollte man dabei deutlich eine mitlaufende "Beule" im Stahl ausmachen können. Es ist vollkommen klar, daß eine derart schwache Schneide bei Knochentreffern untauglich wird. Sie bricht aus oder legt sich um und sie ist daher abzulehnen. Hartmetall-Schärfer mit runden Plättchen erzeugen einen Hohlschliff (s. dort).

balliger Schliff
Der ballige Schliff bildet quasi das Gegenteil des Hohlschliffs und weist eine konvexe Schärfengeometrie auf. Die Schärfe wird nach hinten durch das zusätzliche Material gestützt und ist darum sehr stabil und nur schwer "umzulegen". Der typische Schliff für den dauerhaften und harten Einsatz, wie er sich denn auch bei Äxten oder Macheten findet. Aber auch bekannte Kampfmesser-Hersteller führen an ihren Klingen einen balligen Schliff aus. Der Grund ist der selbe. Kommt es im Gebrauch zu einem Klinge-Klinge-Kontakt, so bleibt der Schaden an der Schärfe relativ gering und die Klinge kann zumindest beim schlagenden Einsatz immer noch als ausreichend "scharf" bezeichnet werden.
Der ballige Schliff ist einfach beim Freihandschleifen zu erreichen. Vielfach sogar der einzige Schliff, den ein Ungeübter überhaupt hinbekommt, auch wenn er es gar nicht beabsichtigt hatte. Wegen seiner Stabilität ist er bei der Jagd auf starkknochiges Wild unbedingt zu empfehlen – besonders dann, wenn das Klingenmaterial nur eine geringe Härte aufweist – und das ist oft der Fall!

flacher Schliff
Zwischen konkavem Hohlschliff und balligem Schliff liegt der flache Schliff. Die Flächen der Schärfe bilden einen stets gleichen Winkel zueinander, so daß der Querschnitt ein gleichseitiges Dreieck zeigt. Der Spitzenwinkel des Dreiecks ist entscheidend für die erreichbare Schärfe sowie die Schnitthaltigkeit und Stabilität. Die meisten Broadheads werden im Auslieferungszustand diesen Schliff aufweisen, oft mit einer Tendenz zum Hohlschliff, da Schleifräder zum Abziehen genutzt werden. Seine Eignung für den Einsatz ist vom Material und Schliffwinkel abhängig.

einseitiger Schliff
Im Prinzip ein halbierter 'flacher Schliff', der normalerweise durchgängig winkeltreu ist und im Querschnitt ein rechtwinkliges Dreieck zeigt. Er kann aber selbstverständlich auch ballig ausgeführt werden. Die Schärfe ist deutlich dünner als dies beim beidseitigen Anschliff gewöhnlich der Fall ist. Dadurch ergeben sich erhöhte Anforderungen an das Material, um die Stabilität zu gewährleisten. Der einseitige Schärfschliff hat eine überragende Eignung beim Sprengen von Knochen gezeigt (siehe hier) und ist daher bei geeignetem Material unbedingt empfehlenswert.

Der LaFond's 'Ripper' von 1956 treibt den Sägeschliff auf die Spitze, denn hier ist die komplette Schärfe krenulliert! Das macht sich toll in der Sammlung und eignet sich vielleicht zum Karnickel schießen, aber mehr auch nicht!    © Falk 2004 Sägeschliff, Wellenschliff
Der typische wellenförmiger Sägeschliff findet sich am Brotmesser. Dabei wechseln sich Partien mit (oft einseitigem) Hohlschliff und solche mit nahezu keiner Schärfe ab. Letztere dienen der Stabilität der gesamten Schärfe und verhindern eine zu starke mechanische Beanspruchung der dazwischenliegenden sehr scharfen aber schwachen Partien. Bei Steinspitzen ergibt sich durch die Abschläge zwangsläufig ein ähnliches Bild, was unvermeidlich ist. Auch Zähne von Carnosauriern hatten oft derart geformte Schneidkanten, wodurch sie die gesamte Zeit bis zum nächsten Zahnwechsel ihr Funktion erfüllen konnten. An einem Broadhead aus Stahl haben sie aber keine Berechtigung, denn der einmalige Einsatz bis zum Nachschärfen verlangt nicht nach Dauerhaftigkeit, die hier nur auf Kosten von Penetrationsvermögen zu erhalten ist!

Microserrations
... meint ein Striation der Schärfe im zehntel Millimeter Bereich, die bewußt beim Schärfen mit der Feile erzeugt wird. Dabei werden wenige Striche vom Schaftende in Richtung auf die Spitze geführt. Befürworter der Methode sehen Vorteile beim Zertrennen (Greifen) zäher Arterienwände, sowie verbesserter Schnitthaltigkeit bei Knochentreffern gegenüber einer völlig glatten Schärfe. Das oben angesprochene Brotmesser-Prinzip kommt hier also stark miniaturisiert zur Anwendung, wobei allerdings keine Stelle der Schärfe wirklich stumpf ist. Besonders bei zu weichem Klingenstahl kann diese Methode durchaus noch brauchbare Ergebnisse erzeilen. Allerings reißt einen solche Schärfe eher als das sie schneidet – wenn auch hier wieder in kleinem Maßstab. Das hat jedoch laut CHENEY (2000b) zur Folge, daß ein schnellerer Verschluß der Wunde bzw. ein früheres Aussetzten der Blutung eintritt. Die größere Gewebsverletzung/Traumatisierung beschleunigt die Koaggulation des Blutes. Das ist schlecht für Blood-Trails!

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Schärfmittel und Werkzeuge

Feile
Mit einer guten und scharfen Feile erreicht man bei Broadheads aus weichem Stahl einen ordentlichen Materialabtrag. In jedem Fall sollte man der Feile einen feinen Stein folgen lassen und anschließend läppen, um das Ergebnis zu verbessern. Gute Broadheads mit Klingenstählen jenseits der 55HRC lassen sich mit einer Feile nur schwerlich bearbeiten. Viele "Old Timer" schwören auf das Schärfen mit der Feile und nutzen nur Broadheads, bei denen das vom Stahl her auch möglich ist. Manchmal wird eine Feile auch verwandt, um eine fertige glatte Schärfe mit feinen Striationen zu versehen, siehe dazu unter Microserrations.

Schleifsteine
Natursteine gibt es in allen Formen, Farben und Korngrößen. Allen ist gemein, daß sie relativ weich sind, was kurze Standzeiten bedeutet. Andererseits hält der Verschleiß, also das Ausbrechen von Partikeln aus dem Gesteinsverband, die Steine "scharf", so daß der Abtrag gewöhnlich zufriedenstellend ist und sie sich nicht so schnell zusetzen wie Kunststeine. Letztere sind fast alle aus Silicium-Karbid (SiC), das auf der Mohs'schen Härteskala zwischen Korund und Diamant liegt. Alle Körnungen sind zu haben und das auch noch recht günstig. Wer seinen SiC-Steine gut pflegt, der kann auch über lange Zeit ordentliche Ergebnisse damit erzielen.

Bandschleifer
Bandschleifer sind eher etwas für den Masseneinsatz und wenige verfügen über ein gutes, vor allem langsam laufendes Gerät zum Klingenschleifen. Aber, wenn man erst einmal einen besitzt und damit umzugehen versteht, dann stellen sie wohl die schnellste und effektivste Methode dar – zumindest seine Broadheads zu schärfen. Ich finde allerdings, daß sie reichlich viel von der Romantik des "Spitzenschärfens am Lagerfeuer" vermissen lassen und mache es weiterhin von Hand – bei Messerklingen sowieso.

Hartmetall-Schärfer
Seit Jahre hängt der '2x-Sharp' an meinem Schlüsselbund. Man täusche sich nicht, das Ding hat einmal 50DM gekostet! Sonst kaum genutzt, leistete er mir schon in manchem Restaurant gute Dienste, wenn die Steak- oder Pizza-Messer mal wieder 'zum drauf Reiten' stumpf waren. Ich habe immer großen Spaß mir vorzustellen, wie der Küchenbüttel sich später in die Finger schneidet, wo plötzlich EIN scharfes Messer in seinem Besteckkasten liegt :-) Auf der Jagd unterwegs mit Delta 'Sniper' Bhds hat er auch schon in meiner Hemdtasche gesteckt ...    © Falk 2006 Die Schneidplättchen solcher Schärfgeräte sind gewöhnlich aus Wolfram-Karbid ("Widia"). Es gibt aber noch härtere Materialien wie etwa das Bor-Nitrit mit kubisch zentriertem Raumgitter (CBN). Allen gemein ist der spanende Abtrag von Metall, wenn man die Klinge durch die V-förmig angeordneten Plättchen zieht. Manchmal sind die Plättchen auch rund und drehbar gelagert. Sie eignen sich dann besonders für Broadheads mit konkaven Schneiden, erzeugen aber einen leichten Hohlschliff, der weniger stabil ist. Schon in den 1960er Jahren war der Kittredge-Sharpener mit runden Hartmetall-Plättchen ausgerüstet. Die als Hohlschliff erzeugte Schärfe wurde als überragend in der Werbung herausgestellt. Das Hinterende diente zum Aushebeln von Bhds aus Holz etc. Heute ist er ein gesuchtes Sammlerstück und es wird momentan von Terry Green über einen Kleinserienachbau nachgedacht.    © Falk 2006 Hartmetall-Schärfer bieten einen wesentlichen Vorzug: sie sind idiotensicher! Wirklich absolut jeder kann damit in kürzester Zeit eine relativ scharfe Klinge produzieren, wenn – ja wenn der Stahl nicht zu hart oder zu zäh ist! Ist er das nämlich, dann bekommt die Klinge ganz schnell "Rattermarken". Hat sie die erst, kommt man ohne Schleifstein nicht mehr weiter.
Ein weiterer Pluspunkt der Hartmetall-Schärfer sind ihre überaus geringen Abmessungen. Sie sind daher das ideale Back-Up Schärfgerät für das Gelände, tragen nicht auf und erlauben im Zweifelsfall einen fehlgegangenen Pfeil wieder herzurichten. Hat man dann noch eine kleine Diamantfeile parat, kann der Grat entfernt und die Schärfe auf einem Stück Holz oder dem Leder-Armschutz abgezogen werden. Fast perfekt!
Die Abbildung zeigt den "2x-Sharp", der beides gleich in sich vereint: Wolfram-Karbid-Plättchen dienen dem Schärfen und ein daumennagelgroßes Stück in Nickelmatrix gesinterte Diamanten dem Entfernen des Grates etc. Seit Jahren am Schlüsselbund immer dabei setzte ich ihn auschließlich in Notfällen ein (z.B. bei Restaurant-Besteck) – zu schade sind mir sonst meine Klingen.

Die überaus schlanken und leichten DMT-Feilen passen in jedes Gepäck. Die Korngröße wird wie bei allen DMT-Produkten über die Farbe angegeben. Zum Vergleich ein Delta 'Sniper' auf 23/64in. Cedar    © Falk 2006 Diamanten
Absolut nichts geht über die heute verfügbaren Diamant-Steine! Kein anderes Schärfmittel erreicht bei gleichem Aufwand ihren Materialabtrag und ihre Standzeit! Die amerikanische Firma Diamond Tools (DMT) produziert kleine bis große Schärfsteine. Besonders letztere strapazieren den Geldbeutel ganz ordentlich, sind aber für die Schärfstation zu Hause die bei weitem beste Wahl. Vom großen Messer bis hin zum Skalpell läßt sich alles mit ihnen bewerkstelligen. Um vernünftig arbeiten zu können ist es unerläßlich sie auf eine feste Unterlage zu montieren. Man schleift auf ihnen von Hand, aber ganz leicht modifiziert sind sie auch mit dem Warthog-Sharpener kompatibel. Wer beim Kauf etwas Glück hat, der erhält Diamant-bestückte Feilen gleicher Körnung als Zugabe (s. Bild). Die Feilen haben einen Kunststoffgriff und sind sehr leicht. Es gibt sie auch mit Klappgriff ähnlich einem Taschenmesser, ideal, um eine davon mit ins Gelände zu nehmen.

manche der käuflichen 'True Angle' Modelle lassen verschiedene Winkel einstellen Schärfblöcke
Gemeinhin schlicht als 'True-Angle' Broadhead-Sharpener bekannte Vorrichtung, bei der zwei Schleifsteine oder auch Feilen fest in einem V-förmigen Gestell montiert werden. Die Anordnung gibt den Schleiffwinkel vor und der Broadhead wird gleichzeitig auf zwei Seiten bearbeitet. Die Methode ist nur mit Mühe für Mehrschneider anwendbar. Oft wird in der Längsachse eine Lücke oder Rille belassen, die Platz für die Querschneiden läßt. Für Dreischneider gibt es Blöcke mit negativer V-Form. Es gibt Kunststeine, die von vorn herein eine flache und eine V-förmige Seite haben und selbem Prinzip in kleinerem Format folgen. Insgesamt schwierig bis ungeeignet bei nicht gerader Schneidengeometrie, aber schnell und vor allem günstig selbst herzustellen. Grundsätzlich eine praktikable Methode, die aufgrund der Masse nur etwas für die Schärfstation zu Hause ist. Kleine Modelle sind zwar transportabel, doch mit ihren kurzen Arbeitsflächen kaum praktikabel.

Lansky-Set: Eine schraubstockartige Klemme hält die Klinge und vorgegebene Löcher, für die an den Schleifsteinen anzubringende Führungsstange, dienen dem Einhalten des Schleifwinkels. Nur etwas für kurze Klingen.    © Falk 2006 Lansky-Set
Das bei vielen so beliebte Lansky-Set stellt eine einfache Vorrichtung dar, um einen gegebenen Schleifwinkel möglichst konstant einzuhalten. Es ist mit SiC- als auch Diamant-Steinen zu haben. Für Broadheads ist es ausreichend, doch möchte man auch Messer schleifen, dann stößt man spätestens bei 12cm Klingenlänge an die Grenzen des Systems. Die Führung der Steine hat deutliches Spiel und wer nicht Acht gibt, der drückt mal vorn und mal hinten auf den Stein, so daß am Ende doch wieder ein balligen Schliff daraus wird, den man gleich von Hand hätte schleifen können. In jedem Fall sollte man beim Kauf der Diamant-Version den Vorzug geben ... und ja, auch ich habe auch ein Lansky (im Bild). Ich war gewohnt mein Klappmesser damit zu schärfen und immerhin war es dann scharf genug, um meine Kinder damit abzunabeln. Meiner Meinung nach lohnt die Anschaffung aber nicht und man investiert das Geld besser gleich in richtiges Schärfwerkzeug.

Warthog-Sharpener
Südafrika bietet nicht nur gute Bogenjagd-Möglichkeiten, sondern hält mit dem Warthog-Sharpener auch einen ganz besonderen Leckerbissen in punkto Schärftechnik bereit! Die Geräte sind hier schwer zu bekommen und so bin ich sehr froh, daß es mir mein dortiger Aufenthalt im Jahre 2004 ermöglicht hat, vor Ort eines zu ergattern (Dankee Erlanda!). Das waren 100.-€ die sehr gut angelegt sind!
Auf den ersten Blick mag man denken, daß es sich nur um eine weitere Variante des "Lansky-Systems" handelt, dem ist aber nicht so. Wechselwinkel und Strahlensatz liegen dem Prinzip zu grunde und es ist deutlich flexibler einsetzbar als oben besprochenes, landläufig bekanntes Set.
Warthog-Sharpener Diamant Edition    © Falk 2004 'Warthog' – fest verschraubt auf Kunstoffbrett    © Falk 2006 Klingen werden in der Halterung fixiert, die nach hinten hin in ein Führungsgestänge übergeht.    © Falk 2006 Um den eingestellten Schleifwinkel zu schleifen, muß die Führungsstange parallel, also waagerecht über den Stein laufen. Eine Sichtkontrolle kann ausreichen, besser ist allerdings die Wasserwaage.    © Falk 2006
Einige Modifikationen und Ergänzungen muß man freilich vornehmen, soll sich der 'Warthog' wirklich bewähren! Da ist zum einen eine fest Montage vonnöten, ohne die ein Arbeiten quasi unmöglich ist. Ich habe ihn auf ein PE-Brett geschraubt, was die Standfläche ordentlich vergrößert, so daß ich kleine Arbeiten gleich so erledigen kann. Benötige ich es stabiler, dann klemme ich das Brett einfach mittels Leimzwingen auf der Tischplatte oder Werkbank fest. Der Einsatz einer kleinen Wasserwage macht Sinn, um auf die waagerechte Stellung der Schleifführung zu prüfen, denn die ist entscheidend, um bei unterschiedlich großen Klingen auch wirklich den an der Klemme eingestellten Winkel zu schleifen. Mir reicht dafür die Libelle einer alten Waage. Was ich bisher leider noch nicht geschaft habe ist, mir die Kunstoff-Führungskugel aus Bronze drehen zu lassen, um das dortige vorhandene Spiel für alle Zeit auf ein Minimum herabzusetzen.
Die eingespannte Klinge kann beidhändig über den Stein geführt werden. Der Schleifwinkel läßt sich von < 5° bis 90° stufenlos einstellen. Nach lösen der zentralen Rändelschraube lassen sich beide Seiten durch einfaches 'Umlegen' der Klemme nacheinander bearbeiten. Hierin liegt einer der wenigen Schwachpunkte, denn es ist bei mehrmahligem Hin-und-Her-Stellen fast unmöglich den Schleifwinkel wieder aufs Grad genau zu treffen. Lösung: erst eine Seite, dann die zweite Seite vollständig schleifen. Wechselt man allerdings die Steine, dann kommt man nicht umhin nochmals umzustellen. Wie immer hilft hier etwas Übung! Mittels einer anderen Werkzeugaufnahme (nicht im Bild gezeigt) lassen sich auch Hobelmesser oder Stechbeitel einspannen. Für den Holzhandwerker ideal, denn so kann er auf die Anschaffung spezieller Schleifführungen für derartige Werkzeuge verzichten.
Für die Höhenverstellung läßt sich die Gestängeführung als ganzes auf und ab bewegen. Die Kunststoffkugel sollte man gegen eine solche aus Bronze ersetzen.    © Falk 2006 Der besondere Trick beim 'Warthog' ist die Einstellscheibe. Nachdem die Klinge fest eingespannt ist wird der gewünschte Winkel mittels einer Rändelschraube gesetzt. Um die zweite Seite zu schleifen wird einfach das Werkstück samt Gestänge um 180° dreht und der Winkel hier erneut eingestellt. Von ganz flachen Winkeln bis hin zu 90°, etwa für Scheren, läßt sich alles realisieren.    © Falk 2006 Der Klemm- und Einstell-Mechanismus des Warthog-Sharpener    © Falk 2006 Die Stellung der Fixierschraube am 'Warthog' macht es nötig, daß man eine Rille in den Kunstoff-Sockel der DMT Steine feilt, damit sie passen. Es ist zweckmäßig das gleich auf beiden Seiten zu tun, denn dann lassen sich die Steine beim Gebrauch drehen, um einseitiger Abnutzung vorzubeugen.    © Falk 2006
Der 'Warthog' wird in der deluxe-Edition (im Bild) mit 30µm Diamantstein ausgeliefert. Wie schon bei den DMT Steinen besprochen, lassen sie sich für den 'Warthog' anpassen und vervollkommnen so seinen Einsatzbereich, zumal der originale Stein nicht wirklich überzeugen kann. Das schlicht aufs Holz geklebte Diamant-Trägermaterial ist zu dünn, um auch an den Rändern wirklich plan zu sein. Durch den stets nassen Einsatz der Diamantsteine besteht die Gefahr, daß die Unterlage Wasser aufnimmt und arbeitet und/oder die Verklebung sich löst.
Die aus Kunstoff bestehende Abdeckung für den Stein ist mit Wildleder beklebt und dient so gleichzeitig dem Läppen nach dem Schliff (s. Bild unt.). Gegenüber einer festen Installation nur ein Notbehelf, hat sich das bisher aber als durchaus brauchbar erwiesen.

Läppen
Läppen am Beispiel des 'Warthog'. Feinste Chrom-grüne Polierpaste (Puma) wird auf das Wildleder aufgetragen und der Bhd oder das Messer etc. mit sanftem Druck über das Leder gezogen, bis jeglicher Grat vollends wegpoliert ist. Mit dem Ergebnis kann man sich mühelos rasieren. Wem das nicht gelingt, der hat entweder falsch gearbeitet oder muß noch ein paar Wachstumshormone schlucken!    © Falk 2006 Dies ist der wichtigste Schritt – unabhängig welche Schärfmethode zuvor zum Einsatz gekommen ist. Als Läppen oder Abstreichen wird das Polieren und gleichzeitige Entfernen des feinen Schleifgrates an der Schärfe bezeichnet. Der Barbier streicht sein Rasiermesser dafür am Lederriemen ab. Wir nehmen besser ein auf flacher und stabiler Unterlage aufgeklebtes Stück Wildleder, auf das wir hin und wieder Politurpaste (Chrom-grün, Polier-Rouge) oder Polierwachs auftragen. Beste Ergebnisse erzielt man natürlich mit modernen Diamantpasten. Wichtig zu wissen ist, daß man ohne Poliermittel auch durch längeres Arbeiten KEINE ausreichende Wirkung erreicht, da Leder dafür nicht hart genug ist (VERHOEVEN 2004).
Der montierte Broadhead wird mit der Schärfe immer wieder in flachem Winkel über das Leder gezogen, dabei die Seiten wechselnd, bis schließlich der Grat entfernt und eine wirklich scharfes Endprodukt übrig bleibt → also eine maximale Schärfenbreite von 5µm.
 Man kann die Arbeit auch in Windeseile an der Papier- oder Schwabbelscheibe erledigen. Dabei läßt sich auch das Penetrationsvermögen des Broadhead testen! Nämlich dann, wenn die Scheibe ihn erfaßt und in irgendeine Richtung feuert ...


Eine Sache noch: Schärfen macht Spaß!
Ich bevorzuge zwar den Einsatz von Diamantsteinen, weil sie das Optimum an Härte darstellen und gezielten Materialabtrag mit geringem Aufwand ermöglichen, doch wäre ich durchaus in der Lage mir (eigentlich fast überall) einen natürlich vorkommenden Ersatz zu beschaffen und ihn zufriedenstellend von Hand anzuwenden. Selbst eine "Steinklinge" bekomme ich ersatzweise noch hin, falls notwendig (wenn auch meine diesbezüglichen Bemühungen weit entfernt bleiben von denen wirklich hervorragender Knapper, wie etwa Woody Blackwell).
Genau wie das Herstellen der eigenen Pfeile ist das Schärfen eine Grundvoraussetzung für die Jagd. Eine Webseite wie diese sollte generell überflüssig sein. Für mich stellt das einen Teil des Allgemeinwissens dar, quasi eine Grundvoraussetzung für Jedermann, um überhaupt das Dasein meistern zu können – wenigstens seit der Bronzezeit. Klar, die individuellen Fingerfertigkeiten fallen verschieden aus, aber wer sich "ein Jäger" nennt, der sollte zumindest das Vermögen mitbringen, ein Stück Metall scharf zu bekommen. Andernfalls fehlt die Grundvoraussetzung.


Literatur

VERHOEVEN, J.D. (2004): Experiments on Knife Sharpening. – 55 p., 64 figs.; Ames, IA (Iowa State Univ.).
Die Arbeit von Verhoeven beschäftigt sich eingehend mit unterschiedlichen Schneidwinkeln und insbesondere stellt sie die besondere Wichtigkeit des Läppens unter Einsatz verschiedener Schleifmittel dar. Die Ergebnisse werden eindrucksvoll mit SEM-Aufnahmen belegt.